Steuerfreiheit in den Emiraten: Chancen, Risiken und was sich 2025 geändert hat

Executive Summary

Die Wahrheit über Unternehmen, Visum und Steuerresidenz – Chancen, Risiken und was sich 2025 geändert hat

Dubai zwischen Steuerfreiheit und Realität

Dubai hat sich in den letzten Jahren zu einem der bekanntesten Standorte für Expats, Unternehmer und digitale Nomaden entwickelt. Die Stadt steht für Luxus, Sonne, Sicherheit – und natürlich für steuerliche Freiheit. Keine Einkommensteuer, keine Kapitalertragsteuer, keine Erbschaftssteuer: Auf den ersten Blick wirkt Dubai wie das Paradies für alle, die dem europäischen Steuersystem entfliehen wollen.

Doch seit der Einführung der Corporate Tax im Jahr 2023 und dem Wegfall des Doppelbesteuerungsabkommens mit Deutschland hat sich die steuerliche Landschaft spürbar verändert.

Während das Leben und Arbeiten in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) weiterhin große Vorteile bietet, müssen Expats und Unternehmer heute genauer hinschauen, um ihre Struktur rechtssicher und langfristig tragfähig aufzubauen. Und sich im Voraus überlegen ob ein Setup in Dubai noch Sinn macht.

Tatsächlich sind viele Mythen rund um die Steuerfreiheit in Dubai überholt.

Steuern bleiben zwar niedrig – doch Themen wie Substanz, Aufenthaltsnachweis und internationale Compliance sind inzwischen entscheidend.

Wer die aktuellen Regeln versteht, kann Dubai weiterhin als attraktiven Wohnsitz und Unternehmensstandort nutzen – aber nur mit der richtigen Planung.

In diesem Artikel erfährst du:

  • wie das Steuersystem in Dubai tatsächlich funktioniert,
  • welche Visums- und Unternehmensoptionen es 2025 gibt,
  • welche neuen Regeln durch OECD-Vorgaben und den Wegfall des DBA gelten,
  • und warum Dubai trotz aller Veränderungen ein spannender Ort für Unternehmer bleibt, die global denken.

Steuerliche Rahmenbedingungen in Dubai

Dubai und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) gehören weiterhin zu den steuerlich attraktivsten Ländern der Welt, doch die Regeln sind heute klarer definiert als früher. Seit der Einführung der Corporate Tax im Juni 2023 und der OECD-Anpassungen hat sich das System professionalisiert – weg vom klassischen „Steueroasen“-Image, hin zu einem regulierten, international anerkannten Finanzplatz.


2.1. Keine Einkommensteuer für Privatpersonen

Für natürliche Personen bleibt die Steuerfreiheit bestehen:

  • 0 % Einkommensteuer auf Gehälter, Honorare oder selbstständige Tätigkeiten.
  • 0 % Kapitalertragsteuer auf Dividenden, Zinsen oder Kursgewinne.
  • 0 % Erbschaftssteuer.

Damit bleibt Dubai eines der letzten Länder weltweit ohne persönliche Einkommensteuer.

Diese Regelung gilt unabhängig von der Staatsangehörigkeit – entscheidend ist die steuerliche Ansässigkeit, die über ein Visum und eine Mindestaufenthaltsdauer (183 Tage) nachgewiesen wird.


2.2. Unternehmensbesteuerung – Corporate Tax in den VAE

Seit dem 1. Juni 2023 gilt in den Vereinigten Arabischen Emiraten erstmals eine landesweite Körperschaftsteuer (Corporate Tax).

Diese wurde mit dem Federal Decree-Law No. 47 of 2022 eingeführt und gilt grundsätzlich für alle Unternehmen in den Emiraten, unabhängig davon, ob sie auf dem Festland („Mainland“) oder in einer Freihandelszone („Free Zone“) registriert sind.


Allgemeine Regelung

  • Der einheitliche Körperschaftsteuersatz beträgt 9 % auf den Teil des steuerpflichtigen Gewinns, der 375.000 AED (≈ 95.000 €) übersteigt.
  • Gewinne bis 375.000 AED bleiben steuerfrei (0 %).
  • Die Steuer gilt für alle juristischen Personen, einschließlich:
    • Festlandsunternehmen,
    • Free Zone Companies,
    • Offshore-Unternehmen mit wirtschaftlicher Tätigkeit in den VAE,
    • sowie ausländische Unternehmen mit einer Betriebsstätte („Permanent Establishment“) in den Emiraten.

Damit ist die Steuerpflicht umfassend – alle wirtschaftlich tätigen Unternehmen in den Emiraten fallen grundsätzlich unter das neue Steuergesetz.


Sonderregelung für Free Zone-Unternehmen

Unternehmen in einer Free Zone können unter bestimmten Bedingungen weiterhin eine 0 %-Besteuerung für sogenanntes „Qualifying Income“ beanspruchen.

Diese Regelung gilt nur, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind:

  1. Substanznachweis in der jeweiligen Zone (z. B. Büro, Mitarbeiter, aktive Geschäftstätigkeit).
  2. Keine Geschäftstätigkeit mit dem lokalen Markt (Mainland).
  3. Einhaltung der Buchführungs- und Berichtspflichten nach den Corporate-Tax-Regeln.
  4. Registrierung als „Qualifying Free Zone Person“ (QFZP) bei der Steuerbehörde (FTA).

Erträge aus nicht qualifizierenden Tätigkeiten – etwa lokale Verkäufe oder Dienstleistungen für Festlandkunden – unterliegen dagegen vollständig der 9 %-Corporate-Tax.


Praktische Bedeutung

  • Die frühere pauschale Steuerfreiheit für Free Zones existiert nicht mehr.
  • Steuerfreiheit besteht nur noch für bestimmte Arten von Auslandseinkünften, wenn die Substanz- und Aktivitätskriterien erfüllt sind.
  • Alle Unternehmen müssen sich bei der Federal Tax Authority (FTA) registrieren und jährlich eine Steuererklärung abgeben – unabhängig davon, ob tatsächlich Steuern anfallen.

Kurz gesagt:

Die VAE haben ein modernes, international anerkanntes Steuersystem geschaffen.

Unternehmen sind grundsätzlich steuerpflichtig, können aber durch eine saubere Struktur – etwa als „Qualifying Free Zone Entity“ – weiterhin 0 % auf ihr Auslandsgeschäft erreichen.


2.3. Mehrwertsteuer (VAT)

Die Vereinigten Arabischen Emirate haben im Jahr 2018 eine Mehrwertsteuer (Value Added Tax – VAT) eingeführt. Damit gehören sie zu den wenigen Staaten im Nahen Osten mit einem modernen, international kompatiblen Umsatzsteuersystem.

Die Verwaltung erfolgt zentral durch die Federal Tax Authority (FTA).


Grundlagen der Mehrwertsteuer in den VAE

  • Steuersatz: 5 % auf alle inländischen Lieferungen von Waren und Dienstleistungen.
  • Registrierungspflicht: Unternehmen müssen sich für die Mehrwertsteuer registrieren, wenn ihr steuerpflichtiger Umsatz den Schwellenwert von 375.000 AED pro Jahr (≈ 95.000 €) überschreitet.
  • Freiwillige Registrierung: möglich ab einem Jahresumsatz von 187.500 AED (≈ 47.000 €).

Die Registrierung erfolgt online über das FTA-Portal, und jedes registrierte Unternehmen erhält eine Tax Registration Number (TRN), die auf Rechnungen verpflichtend angegeben werden muss.


Ausnahmen und Besonderheiten

  • Exportgeschäfte (Waren und Dienstleistungen an Kunden außerhalb der VAE) werden in der Regel mit 0 % VAT besteuert. → Voraussetzung: Nachweis, dass die Leistung an einen ausländischen Kunden erbracht wurde.
  • Geschäfte innerhalb der Free Zones können – je nach Zone – als „Outside Scope of VAT“ gelten, wenn die Transaktionen ausschließlich zwischen Free-Zone-Unternehmen erfolgen.
  • Importe von Waren und Dienstleistungen in die VAE unterliegen der Reverse-Charge-Regel, d. h. der Empfänger im Inland muss die Steuer selbst berechnen und deklarieren.

Pflichten und Abrechnung

  • Quartalsweise Umsatzsteuermeldung über das Online-Portal der FTA.
  • Aufbewahrungspflicht für Rechnungen und Buchungsunterlagen von mindestens 5 Jahren.
  • Strafen bei verspäteter Registrierung oder Meldung: bis zu 20.000 AED (≈ 5.000 €).

Die Mehrwertsteuer ist für den Endverbraucher spürbar, für Unternehmen jedoch neutral, da sie über den Vorsteuerabzug ausgeglichen werden kann.


Praxis für Expats und internationale Unternehmer

Für internationale Unternehmer, die über eine Free Zone Company operieren, gilt:

  • In der Regel keine VAT auf Leistungen an Kunden im Ausland,
  • aber Pflicht zur Registrierung, sobald der Schwellenwert überschritten wird,
  • VAT kann dennoch ein positives Signal für Seriosität und Compliance gegenüber europäischen Geschäftspartnern sein.

Kurz gesagt:

Die 5 % Mehrwertsteuer in den Emiraten ist administrativ überschaubar, entspricht internationalen Standards und betrifft vor allem lokale Geschäftstätigkeiten.

Für Expats, die Dienstleistungen an internationale Kunden erbringen, bleibt sie in der Regel steuerneutral oder sogar irrelevant – solange die Buchhaltung korrekt geführt wird.


2.4. Internationale Abkommen und Steuertransparenz

Dubai ist heute kein anonymer Ort mehr.

Die VAE haben sich dem OECD Common Reporting Standard (CRS) angeschlossen und tauschen Finanzdaten automatisch mit anderen Ländern aus – darunter auch Deutschland, Österreich und die Schweiz.

Das bedeutet:

  • Auslandskonten in den VAE werden automatisch gemeldet,
  • Steuerpflichtige müssen einen klaren steuerlichen Wohnsitz nachweisen,
  • Scheinkonstruktionen ohne Aufenthalt oder echte Geschäftstätigkeit sind nicht mehr haltbar.

Wer also eine Firma in Dubai gründet, sollte auch tatsächlich vor Ort leben oder arbeiten – sonst drohen steuerliche Rückfragen im Herkunftsland.


Kurz gesagt:

Dubai bleibt steuerlich attraktiv – aber nicht grenzenlos frei von Pflichten.

Mit echtem Wohnsitz, einem durchdachten Unternehmenssetup und sauberer Dokumentation ist ein rechtssicheres, nahezu steuerfreies Leben weiterhin möglich.

Unternehmensgründung in Dubai

Dubai ist einer der internationalsten Unternehmensstandorte der Welt. Über 80 % der ansässigen Firmen sind im Besitz ausländischer Unternehmer – von Einzelfirmen bis zu globalen Konzernen. Die Regierung fördert Neugründungen aktiv, die Prozesse sind klar geregelt, und dank zahlreicher Freezones kann heute jeder Ausländer – ohne lokalen Partner – eine eigene Firma in den VAE besitzen.

Die Wahl der richtigen Struktur ist entscheidend, denn sie bestimmt sowohl den steuerlichen Status als auch die Möglichkeiten, ein Visum oder Bankkonto zu erhalten.


3.1. Freezone – der Standard für internationale Unternehmer

Freezones sind Sonderwirtschaftszonen, die speziell geschaffen wurden, um ausländische Investitionen anzuziehen. Sie sind die bevorzugte Wahl für Expats, digitale Nomaden und Online-Unternehmer.

Vorteile:

  • 100 % ausländisches Eigentum – kein lokaler Sponsor erforderlich.
  • Steuervergünstigungen für „Qualifying Income“ gemäß der neuen Corporate Tax Regelung (0 % bei Erfüllung der Kriterien).
  • Schnelle Gründung – oft innerhalb von 5–10 Tagen.
  • Visa-Optionen für Gründer und Mitarbeiter.
  • Einfaches Banking – viele Banken akzeptieren Freezone-Lizenzen.

Beispiele bekannter Freezones:

  • DMCC (Dubai Multi Commodities Centre) – Premium-Zone für Handel, Consulting, IT.
  • IFZA (International Free Zone Authority) – flexible Lizenzmodelle, beliebt bei Freelancern.
  • Meydan Free Zone – vollständig digital, günstige Gebühren.
  • RAKEZ (Ras Al Khaimah Economic Zone) – kostengünstige Alternative außerhalb Dubais.
  • Dubai Internet City – für IT- und Mediendienstleistungen.

Kosten (Richtwerte 2025):

  • Gründung: 4.000 – 7.000 EUR
  • Jährliche Verlängerung: 3.000 – 5.000 EUR
  • Büroadresse & Lizenz inklusive, physische Präsenz oft optional.

3.2. Mainland – für lokale Geschäfte und physische Präsenz

Die Mainland Company ist notwendig, wenn du innerhalb der VAE tätig sein möchtest – etwa mit lokalen Kunden, Retail oder physischem Standort.

Merkmale:

  • Registrierung beim Department of Economic Development (DED).
  • Corporate Tax Pflicht ab Gewinnen über 375.000 AED (9 %).
  • Möglichkeit, staatliche Ausschreibungen und lokale Verträge abzuschließen.
  • Büroadresse verpflichtend; virtuelle Büros werden nicht anerkannt.

Diese Struktur eignet sich für Unternehmer mit echtem Marktbezug in den Emiraten, nicht jedoch für reine Online- oder Beratungsmodelle.


3.3. Offshore – Holding und Vermögensstruktur

Eine Offshore Company (z. B. in JAFZA Offshore oder RAK ICC) dient ausschließlich administrativen und Holding-Zwecken.

Wichtige Punkte:

  • Keine operative Tätigkeit innerhalb der VAE erlaubt.
  • Kein Anspruch auf Visa oder Aufenthaltsgenehmigung.
  • Kein Zugang zu Bankkonten in den Emiraten ohne ergänzende Struktur.
  • Geeignet für Beteiligungen, IP-Verwaltung oder internationale Holdings.

3.4. Ablauf der Gründung

  1. Wahl der Struktur: Freezone / Mainland / Offshore.
  2. Lizenzierung: Auswahl der passenden Geschäftslizenz (Consulting, Trading, Media etc.).
  3. Eintragung: Registrierung über die jeweilige Freezone-Behörde oder das DED.
  4. Bankkontoeröffnung: Nach Unternehmensregistrierung – erfordert KYC und physische Anwesenheit.
  5. Visa-Prozess: Beantragung von Gründer- und Mitarbeiter-Visa (1–3 Jahre gültig).

Der gesamte Prozess dauert im Schnitt 1–3 Wochen, sofern die Unterlagen vollständig sind.


3.5. Dokumentations- und Substanzpflicht

Seit Einführung der Corporate Tax müssen alle Unternehmen – auch Freezone-Firmen – eine Buchhaltung führen, Jahresabschlüsse einreichen und auf Anfrage Substanz nachweisen.

Das umfasst:

  • Nachweis eines lokalen Geschäftssitzes,
  • aktive Geschäftsaktivität oder Beschäftigte in den VAE,
  • und die Einhaltung der Economic Substance Regulations (ESR).

Kurz gesagt:

Eine Freezone-Gründung ist weiterhin der bevorzugte Weg für Expats und digitale Unternehmer, die international tätig sind. Sie ermöglicht Visa, Banking und legale Steuerfreiheit – allerdings nur mit sauberem Aufbau, Buchhaltung und Substanznachweis.

Visum, Aufenthalt & Steuerresidenz

Ein Unternehmen in Dubai zu gründen ist der erste Schritt – der zweite ist, dort auch rechtlich ansässig zu werden.

Nur wer über ein gültiges Visum und nachweisbaren Aufenthalt verfügt, kann die steuerliche Ansässigkeit in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) geltend machen.

Ohne diesen Nachweis riskierst du, trotz Unternehmensgründung, weiterhin als steuerpflichtig im Herkunftsland zu gelten.


4.1. Visa-Optionen für Unternehmer und Expats

Die VAE bieten mehrere Möglichkeiten, langfristig im Land zu leben und zu arbeiten. Die wichtigsten sind:

A. Investor Visa / Partner Visa

  • Erhältst du automatisch, wenn du als Inhaber einer Freezone- oder Mainland-Company registriert bist.
  • Gültigkeit: 2 oder 3 Jahre (je nach Lizenztyp).
  • Verlängerbar, solange das Unternehmen aktiv ist.
  • Erlaubt auch die Ausstellung von Visa für Familie und Mitarbeiter.

B. Remote Work Visa

  • Für Freelancer und digitale Nomaden ohne lokale Firma.
  • Gültigkeit: 1 Jahr, verlängerbar.
  • Voraussetzung: Nachweis eines Mindesteinkommens von 3.500 USD pro Monat, gültige Krankenversicherung und Mietvertrag in den VAE.
  • Kein Gewerbe nötig, aber eingeschränkte Geschäftsmöglichkeiten.

C. Golden Visa (10 Jahre)

  • Für Unternehmer, Investoren oder hochqualifizierte Fachkräfte.
  • Voraussetzungen:
    • Unternehmensbeteiligung oder Investition ab 2 Mio. AED (~500.000 €),
    • oder Immobilieneigentum ab 2 Mio. AED,
    • oder nachweislich nachhaltige Geschäftsaktivität in den VAE.
  • Bietet volle Aufenthaltsrechte und steuerliche Anerkennung über zehn Jahre.

4.2. Steuerliche Ansässigkeit – der entscheidende Faktor

Seit 2023 gibt es erstmals eine bundesweit einheitliche Definition der steuerlichen Ansässigkeit in den VAE (Ministerial Decision No. 27 of 2023).

Du giltst als steuerlich ansässig in den Emiraten, wenn du:

  1. mindestens 183 Tage pro Kalenderjahr physisch in den VAE anwesend bist, oder
  2. einen ständigen Wohnsitz in den Emiraten nachweisen kannst (z. B. Miet- oder Eigentumswohnung) und dort deine wesentlichen wirtschaftlichen und persönlichen Interessen liegen.

Der offizielle Nachweis erfolgt über ein Tax Residency Certificate (TRC), das von der Federal Tax Authority (FTA) ausgestellt wird.

Voraussetzungen für das TRC:

  • Wohnsitznachweis (Mietvertrag oder Eigentum),
  • gültiges Emirates ID & Visum,
  • Kontoauszüge und Nachweise über Aufenthalt (z. B. Ein- und Ausreisestempel).

Das TRC ist essenziell, um gegenüber anderen Ländern – etwa Deutschland – glaubhaft zu belegen, dass du steuerlich in den VAE ansässig bist.


4.3. Aufenthaltspflichten und praktische Grenzen

  • Die 183-Tage-Regel gilt strikt – wer sie nicht erfüllt, riskiert den Verlust des TRC.
  • Kurze Abwesenheiten sind erlaubt, dürfen aber 90 Tage pro Jahr nicht überschreiten.
  • Längere Aufenthalte in Deutschland oder der EU können schnell zu Konflikten mit der Steueransässigkeit führen.

💡 Wichtig:

Durch das Auslaufen des Doppelbesteuerungsabkommens (DBA) zwischen Deutschland und den Emiraten (seit 2022) ist es entscheidend, die Ansässigkeit zweifelsfrei nachzuweisen.

Ohne DBA-Schutz kann Deutschland im Zweifelsfall wieder auf dein Auslandseinkommen zugreifen, wenn du dort zu viel Zeit verbringst oder weiterhin wirtschaftliche Verbindungen unterhältst.


4.4. Vorteile der Aufenthaltsgenehmigung

Ein gültiges Visum ist nicht nur steuerlich relevant, sondern bringt auch praktische Vorteile:

  • Bankkonto-Eröffnung bei lokalen Banken möglich.
  • Zugang zu Gesundheitsversorgung, Immobilienmarkt und Versicherungen.
  • Einfacher Zugang zu Geschäftspartnern und Behörden.
  • Möglichkeit, Familienmitglieder einzuschließen (Family Sponsorship).

Kurz gesagt:

Die steuerliche und rechtliche Ansässigkeit in Dubai steht und fällt mit deinem Aufenthalt und deinem Visum.

Ohne physische Präsenz und gültiges TRC ist Dubai kein echter Steuerwohnsitz – mit korrektem Setup jedoch ein dauerhaft legaler, stabiler und steuerfreier Lebensmittelpunkt.

Leben in Dubai

Dubai ist weit mehr als nur ein Steuerstandort – die Stadt ist ein internationaler Lebensraum, in dem über 90 % der Bevölkerung Expats sind. Sie bietet modernen Lebensstandard, Sicherheit und eine globale Business-Kultur. Gleichzeitig bringt das Leben in der Wüste einige Herausforderungen mit sich, die man kennen sollte, bevor man seinen Wohnsitz hierher verlegt.


5.1. Lebenshaltungskosten

Dubai gilt im Nahen Osten als teuer, im Vergleich zu London, Zürich oder Singapur jedoch als moderat – vor allem, wenn man auf westlichem Einkommensniveau lebt.

Typische monatliche Ausgaben (Einzelperson, 2025):

  • Miete (1 BR Apartment, gute Lage): 5.000–8.000 AED (~1.250–2.000 €)
  • Nebenkosten & Internet: 500–700 AED (~130–180 €)
  • Auto / Transport: 800–1.200 AED (~200–300 €)
  • Krankenversicherung: 500–1.000 AED (~130–250 €)
  • Lebenshaltung / Freizeit: 2.000–3.000 AED (~500–750 €)

➡️ Gesamtkosten: ca. 9.000–12.000 AED (2.300–3.000 €) für einen komfortablen Lebensstil.

Lebensmittel und Restaurants sind teurer als in Osteuropa, aber günstiger als in der Schweiz oder Skandinavien. Alkohol ist teuer, Freizeitaktivitäten variieren stark.


5.2. Klima und Alltag

Das Klima ist für viele Expats der entscheidende Faktor – positiv wie negativ.

  • November bis April: angenehm mit 25–30 °C, ideales Wetter.
  • Mai bis September: extreme Hitze, 40–50 °C, mit hoher Luftfeuchtigkeit.

In dieser Zeit verlagert sich das Leben vollständig nach innen: klimatisierte Gebäude, überdachte Parkhäuser und sogar klimatisierte Bushaltestellen.

Wer Dubai als steuerlichen Wohnsitz nutzt, sollte aber bedenken, dass er trotz Sommerhitze mindestens 183 Tage pro Jahr im Land verbringen muss, um die steuerliche Ansässigkeit (TRC) zu sichern.

Viele Unternehmer lösen das durch Kurzreisen in die Nachbarstaaten (Oman, Georgien, Zypern) oder temporären Aufenthalt im Winterhalbjahr – steuerlich ist das jedoch nur bedingt tragfähig.


5.3. Sicherheit und Infrastruktur

Dubai ist eine der sichersten Städte der Welt – Kriminalität ist praktisch nicht existent.

  • Hohe Polizeipräsenz, moderne Überwachungssysteme.
  • Englische Sprache weit verbreitet, Behörden meist zweisprachig.
  • Sehr gut ausgebaute Infrastruktur: Metro, Taxis, Highspeed-Internet, internationale Flughäfen.

Die Gesundheitsversorgung ist privat organisiert, aber exzellent. Internationale Krankenversicherungen (z. B. Cigna, Allianz, Now Health) werden breit akzeptiert.


5.4. Kultur, Gesellschaft und rechtlicher Rahmen

Dubai ist multikulturell, aber islamisch geprägt.

  • Kleidung: westlich akzeptiert, aber in religiösen oder offiziellen Gebäuden dezent.
  • Alkohol: nur mit Lizenz und in zugelassenen Lokalen erhältlich.
  • Respektvolle Umgangsformen sind Pflicht, insbesondere in der Öffentlichkeit.
  • Politische Äußerungen oder Kritik am Herrscherhaus sind tabu.

Für Expats bedeutet das: maximale persönliche Freiheit, solange man die kulturellen Grenzen respektiert.


5.5. Bildung und Familie

Für Familien bietet Dubai ein hervorragendes Bildungsangebot – von britischen und amerikanischen Schulen bis zu deutschen Einrichtungen.

Schulgebühren liegen je nach Schule und Stufe zwischen 30.000 und 90.000 AED pro Jahr (~7.500–22.000 €).

Viele Familien kombinieren Dubai mit einer internationalen Lebensweise: Schulbesuch in Europa oder Asien, während ein Elternteil geschäftlich in den Emiraten lebt.


Kurz gesagt:

Dubai bietet einen außergewöhnlichen Lebensstandard, hohe Sicherheit und internationale Offenheit – allerdings zu Kosten, die nur mit entsprechendem Einkommen komfortabel tragbar sind.

Das Klima ist herausfordernd, die Lebensqualität in den Wintermonaten jedoch herausragend.

Wer bereit ist, den Sommer auszuhalten und das Leben hier aktiv zu gestalten, kann Dubai nicht nur als Steuerstandort, sondern als echten Lebensmittelpunkt nutzen.

Banking & Finanzen in den Emiraten

Das Bankensystem der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) gehört zu den stabilsten und modernsten im Nahen Osten.

Dubai ist ein internationaler Finanzknotenpunkt mit exzellentem Zugang zu globalen Märkten.

Gleichzeitig sind die Anforderungen an Kontoeröffnungen und Nachweispflichten in den letzten Jahren deutlich gestiegen – insbesondere durch die Einführung der Corporate Tax, den OECD-Common Reporting Standard (CRS) und strenge Anti-Geldwäsche-Vorschriften (AML/KYC).


6.1. Bankensystem und Stabilität

Dubai beherbergt mehr als 50 internationale und lokale Banken, darunter große Institute wie:

  • Emirates NBD
  • Mashreq Bank
  • Abu Dhabi Commercial Bank (ADCB)
  • First Abu Dhabi Bank (FAB)
  • sowie internationale Banken wie HSBC oder Standard Chartered.

Das Finanzsystem wird von der Central Bank of the UAE überwacht und ist vollständig in das internationale SWIFT-System integriert.

Banken in Dubai bieten Multiwährungskonten (AED, USD, EUR, GBP) mit digitalem Onlinebanking und hoher Transaktionssicherheit.

Einlagensicherung:

  • Kundeneinlagen bei lizenzierten Banken sind bis zu einem gewissen Rahmen staatlich geschützt (aktuell 250.000 AED pro Konto).
  • Es bestehen strenge Eigenkapitalvorgaben – die VAE gelten als „Low Risk Jurisdiction“ nach internationalen Standards.

6.2. Kontoeröffnung für Unternehmen

Eine Unternehmensgründung in Dubai ist ohne Bankkonto praktisch nicht nutzbar – deshalb gehört die Kontoeröffnung zu den entscheidenden Schritten im Setup.

Voraussetzungen (2025):

  • Handelslizenz (z. B. Freezone oder Mainland License)
  • Unternehmensdokumente (Memorandum of Association, Certificate of Incorporation)
  • Emirates ID oder Residence Visa des Inhabers
  • Nachweis des Wohnsitzes (Mietvertrag / Tenancy Contract)
  • Beschreibung der Geschäftstätigkeit und Herkunft der Mittel („Source of Funds“)

💡 Wichtig:

Banken führen heute umfangreiche Due-Diligence-Prüfungen durch.

Reine Holdinggesellschaften oder Firmen ohne wirtschaftliche Aktivität werden oft abgelehnt.

Es empfiehlt sich daher, eine klare Geschäftsstruktur mit Substanz (z. B. lokales Büro, aktive Verträge) nachzuweisen.

Die Kontoeröffnung dauert in der Regel:

  • 10–20 Werktage bei lokalen Banken,
  • 3–5 Tage bei Fintechs wie Wise Business oder Wio Bank (für einfache Setups).

6.3. Privatkonten

Privatkonten können erst nach Erhalt eines Residence Visa und einer Emirates ID eröffnet werden.

Die meisten Banken verlangen einen Mindesteingang von 5.000–10.000 AED pro Monat, sonst fallen Kontoführungsgebühren an.

Onlinebanking ist englischsprachig und intuitiv, Zahlungen in Fremdwährungen erfolgen schnell und kostengünstig.

Tipp:

Viele Expats führen zwei Konten – ein AED-Konto für lokale Ausgaben und ein USD- oder EUR-Konto für internationale Geschäfte oder Rücklagen.


6.4. Fintechs und Alternativen

Neben klassischen Banken etablieren sich zunehmend digitale Finanzanbieter, die Expats und Unternehmern flexiblere Lösungen bieten:

  • Wise (ehemals TransferWise) – ideal für internationale Transaktionen und Multiwährungskonten.
  • Wio Bank – erste rein digitale Bank mit vollem Lizenzstatus in den Emiraten.
  • Zand Bank – spezialisiert auf Unternehmer und Freelancer.

Diese Anbieter sind besonders beliebt, weil sie schnell, papierlos und international anschlussfähig sind.


6.5. Internationale Finanztransparenz

Die Emirate sind seit 2018 Teil des Common Reporting Standard (CRS) und tauschen Finanzdaten mit über 100 Ländern aus – darunter Deutschland, Österreich und die Schweiz.

Das bedeutet:

  • Konten in den VAE sind nicht anonym,
  • Finanzdaten werden jährlich an das Heimatland des wirtschaftlich Berechtigten übermittelt,
  • für steuerliche Planung ist eine saubere Ansässigkeit (TRC) unabdingbar.

Kurz gesagt:

Dubai bietet eines der stabilsten und professionellsten Bankensysteme der Welt – zugänglich, aber nicht grenzenlos.

Mit einer strukturierten Firma, klarer Substanz und sauberer Buchhaltung sind voll funktionsfähige Bankverbindungen, internationale Überweisungen und Multiwährungskonten problemlos möglich.

Fazit: Für wen sich Dubai wirklich eignet

Dubai bleibt auch 2025 ein außergewöhnlicher Standort für Unternehmer, Selbstständige und Expats, die global denken und bereit sind, ihre Strukturen sauber aufzubauen. Die Steuerfreiheit existiert – aber nicht als Selbstläufer.

Wer bereit ist, tatsächlich in den Emiraten zu leben, seine Firma ordnungsgemäß zu führen und die 183-Tage-Regel einzuhalten, profitiert von einem der modernsten, sichersten und steuerlich attraktivsten Systeme der Welt.


Für wen Dubai ideal ist

  • Selbstständige, Freelancer und Online-Unternehmer, die international tätig sind und keine Betriebsstätte in der EU benötigen.
  • Unternehmer mit wachsendem Einkommen, die ihre Steuerlast langfristig legal reduzieren wollen.
  • Investoren und Vermögensverwalter, die Kapitalerträge steuerfrei halten möchten.
  • Familien und Expats, die einen sicheren, modernen Lebensmittelpunkt mit hervorragender Infrastruktur suchen.

Mit dem richtigen Setup – einer Freezone-Firma, gültigem Visum, steuerlicher Ansässigkeit und sauberer Buchhaltung – bleibt Dubai eine vollständig legale, stabile und planbare Steuerlösung.


Wo Vorsicht geboten ist

Dubai ist kein Ort für „Briefkastenlösungen“.

  • Ohne Wohnsitz, Aufenthalt und Substanz wird die Steuerfreiheit international nicht anerkannt.
  • Durch das ausgelaufene Doppelbesteuerungsabkommen mit Deutschland und den weltweiten OECD-Druck (Mindeststeuer 15 %) wird Transparenz zunehmend zur Pflicht.
  • Auch die klimatischen Bedingungen – insbesondere die extreme Sommerhitze – machen Dubai eher zu einer Destination für entschlossene, gut vorbereitete Auswanderer.

Dubai ist immer noch eine gute und in vielen Fällen geeignete Lösung. Jedoch gilt es gerade wegen dem nun fehlenden Doppelbesteuerungsabkommen mit Deutschland, das Setup und den Lifestyle sauber zu planen. Ein zu langer Aufenthalt nach der Auswanderung kann ebenso zu Problemen führen wie wesentliche wirtschaftliche Intressen in Deutschland. Die Steuerfahnder des Landes NRW verfolgen gerade Influencer, bei denen im Raum steht, dem Wegzug nach Dubai (und in die Vereinigten Arabischen Emirate) nicht ordnungsgemäß umgesetzt zu haben. So hat man wohl 6000 Datensätze angehäuft und bereits 200 Strafverfahren eingeleitet. Details welche Vorwürfe hier genau erhoben werden, sind nicht bekannt geworden. Vornehmlich geht es jedoch um Umgehungstatbestände, bei denen der deutsche Steuerwohnsitz bzw. Ort der Geschäftstätigkeit nicht ins Ausland verlagert wurde.

Wir selbst empfehlen Digitalen Nomaden und Selbstständigen Dubai nur bedingt. Für Unternehmer die den Business Vibe und den Lifestyle in Dubai leben wollen, ist Dubai weiterhin sehr interesannt. Starke Business Netzwerke, hohe Qualität, gute Unternehmenes-, Steuer-, und Visumsregelungen sowie eine Vielzahl an erfolgreichen, leistungsbereiten und inspirierenden Menschen. Wer Geld und Luxus mag, bereit ist viel zu arbeiten und sein Unternehmen groß zu machen, der ist in Dubai bestens aufgehoben. Auch die Sicherheit ist nicht zu verachten. Wer dagegen als Freiberufler einfach entspannt bei schönem Wetter leben will, ist mit anderen Setups wahrscheinlich besser bedient.

more insights

Du bist Freiberufler, Selbstständiger, Digitaler Nomade, Expat oder träumst davon, es zu werden? Du strebst nach Freiheit und willst die Welt entdecken, ohne finanziell zurückzustecken? Wir bieten dir das Know-how und die Werkzeuge, um beruflich flexibel die Welt zu erkunden und dein Potenzial voll auszuschöpfen.

Werde Teil der globalen Freiheit. Kontaktiere uns